ADHS aus Sicht der Eltern

Wenn ein Kind geboren wird, hofft man als Eltern, dass es gesund ist und sich normal und gut entwickelt. Die ersten Lebensjahre verlaufen im günstigen Fall recht unauffällig.
Wenn dann die Schule losgeht, ist das Kind und sind auch die Eltern großem Erfolgsdruck ausgesetzt:

  • Mitarbeit / erreichen von Lernzielen
  • Freunde/ Geburtstags- Einladungen
  • Klassengemeinschaft - dabei oder davor
  • ist das Kind beliebt - und was ist wenn nicht?

Und dann die Suche nach Gründen, wenn irgend etwas nicht läuft wie gewünscht ( nicht normal läuft), wenn immer wieder die Rückmeldung seitens der Lehrer kommt, dass Lernziele nicht erreicht wurden, dass das Kind ständig stört oder nicht mitarbeitet:

  • woran liegt es/ wer ist Schuld
  • wie kann ich mein Kind unterstützen
  • welche Hilfe bekommen Eltern und Kinder von außen/ auch von den Lehrern

Die Reizüberflutung im Schulalltag ist für Kinder eine Herausforderung - für den ADHS' ler der Absturz. ADHS steht für Überaufmerksamkeit- alles wird wahrgenommen und nicht alles kann verarbeitet werden. - Wie eine nicht besetzte Anmeldung in einem großen Krankenhaus, wo alle Infos eingehen und nicht oder falsch weitergeleitet werden.
Oft sind Hausaufgaben erledigen eine Qual für Eltern und Kinder, alleine und selbständig arbeiten ist selten möglich. Vokabeln lernen eine Strafe.
Als Eltern gesagt zu bekommen, dass das eigene Kind eigentlich nicht beschulbar sei, obwohl augenscheinlich eine gute Intelligenz vorhanden ist, stellt alle Beteiligten auf eine harte Probe.

  • wie verhält sich die Umwelt mir und meinem Kind gegenüber

Wenn Einladungen nur noch wie folgt ausgesprochen werden: Ihr könnt gerne kommen, aber euer Kind lasst bitte zu Hause, das bringt immer so viel Unruhe, dann belastet das nicht nur das Kind sondern die gesamte Familie. Gesellschaftliche Ausgrenzung ist nicht selten.
Eltern und Kinder haben, bis sie bei der Diagnose ADHS ankommen, oft schon einen langen und steinigen Weg hinter sich.
Lernschwächen wie LRS oder Dyskalkulie als zusätzliche Schwierigkeiten sind nicht selten  
Bei vielen Menschen mit einem ADHS ist eine gute Therapie (Ergo- Sprach- Verhaltenstherapie) oft erst möglich, wenn sie vorher auf Medikamente eingestellt werden. 
Wichtig ist in jedem Fall eine gesicherte Diagnose.
Das Wissen um ein vorliegendes ADHS sollte stärken und helfen, Lösungen und neue Möglichkeiten zu finden. Im Augenblick ist diese Störung aber oft so negativ dargestellt, dass Eltern sich nicht mal trauen, frei und offen mit den Problemen oder mit einer evtl. nötigen Medikamentengabe umzugehen. 
Mangelnde Konsequenz, ein falscher Erziehungsstil und die vermeintliche Modekrankheit ADHS als Ausrede wird Eltern oft vorgeworfen.
Fragen vom Umfeld, ob man denn wisse, was man seinem Kind da antut, wenn man es mit Medikamenten ruhig stellt, sind da sehr wenig hilfreich.
Allen sollte klar sein:- Niemand gibt seinen Kindern leichtfertig Medikamente. 
Wichtig bei allem ist eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Kind, den Eltern, den Lehrern und dem behandelnden Arzt. 
 
Und eines sollte den Eltern und allen Menschen klar sein,

  • wenn ein Kind mit ADHS nach gesicherte Diagnose behandelt wird  –  bleibt es ein Kind mit ADHS, es können durch Therapie vorhandene Probleme behandelt  - nicht weggezaubert werden. 

 
Eine Behandlung kann immer nur unterstützen - nie heilen.
Es sind wunderbare, ehrliche, einfühlsame, sensible, kreative und sich für andere einsetzende Menschen, die unser Leben um Vieles reicher machen.
Es sind „die langweiligen Dinge“ - der Alltag, der dem ADHS' ler schwer fällt, nicht das was ihn interessiert.